Vor Tagen strandete ich an dieser seltsamen Insel. Nach einiger Zeit fand ich tatsächlich einen Bahnhof, mutterseelenallein in der Wildnis. Inder Hoffnung auf Zivilisation stieg ich ohne lange nachzudenken in den nächstbesten Zug ein. Doch schon bald sollte ich feststellen, dass das ein gewaltiger Fehler war.
Schon im Zug bekam ich ernsthafte Zweifel. Außer mir befand sich nur ein sprechender Katze an Bord. Ich begann, an meinem Verstand zu zweifeln. Das seltsame Viech fragte mich, wo ich denn hin wollte. Wenn ich das nur wüsste. Um mir das Fellknäuel vom Leib zu halten, sagte ich einfach irgendeinen sinnlosen Ort.
"Knafting."
Zu meinem Erstaunen kündigte der Zug nur kurze Zeit später an, dass genau diese Ausgeburt meiner Phantasie der nächste Halt sei. Das konnte kein Zufall sein. Ich musste träumen. Ich musste einfach.
Doch der scheinbare Traum hörte einfach nicht auf. Ich kam also in Knafting an und weitere sprechende Tiere begrüßten mich. Sie erklärten mich sogar direkt zum Bürgermeister. Erst nach mehreren Stunden wusste ich, dass ich nicht träumen konnte. Doch irgendetwas hier war faul. All die Freundlichkeit verbirgt mit Sicherheit ein dunkles Geheimnis.
Die Einwohner waren sich alle einig, dass ich in dieser "Stadt" einziehen wollte. Was diese seltsamen Kreaturen als Stadt bezeichneten, war aber nicht mehr als eine zufällige Anordnung von einigen wenigen Häusern. Die meisten Dörfer, die ich in meinem Leben bereist habe, waren deutlich größer. Allerdings hatte ich keine andere Wahl, als mich hier vorerst niederzulassen. Denn wo sollte ich sonst hin?
Einer der Verrückten bot mir auch direkt an, mir ein Haus zu bauen. Widerwillig musste ich auf dieses perfide Angebot eingehen. Er verlangte dafür von mir 40.000 "Sternis". In all meinen Jahren auf See hörte ich nie von dieser seltsamen Währung. Worum handelte es sich dabei? Um die Seelen verstorbener Kinder? Es würde passen zu diesem ganz und gar diabolischen Ort. Nur kurz darauf teilte man mir mit, dass meine Bleibe "bewertet" würde. Jemand sieht sich regelmäßig mein Haus an und zwar dann, wenn ich es nciht merke. Doch ein alter Seebär wie Ronimo merkt natürlich schnell, was ihm da durch die Blume gesagt wird. Man beobachtet mich. Ständig. Ohne Unterlass. alle Versuche, die Wahrheit über diesen Ort herauszufinden würden sofort bemerkt werden. Ich musste vorsichtig sein.
Nie erlebte ich etwas derart seltsames, weshalb sich in meinem Kopf schnell Fluchtversuche abspielten. Ich bekam Angst um Leib und Seele. Doch es gab keine Möglichkeit zur Flucht. Ich stand am Strand und überlegte, ob ich einfach zum Festland schwimmen könnte. Doch wenn mich nicht reißenden Fluten zerfetzen würden, dann taten es die Haie, die in diesen unwirklichen Gewässern ihr Unwesen trieben.
Ich beschloss, für den Moment mitzuspielen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Meine Tage verbrachte ich mit dem Sammeln von Früchten, dem fangen von Fischen und dem Ausgraben von wertlosem Plunder. Die örtlichen Händler gaben mir dafür erstaunlich viel ihrer eigenartigen Währung, sodass ich mein Haus schnell abbezahlt hatte. Wenigstens stand ich somit bei keiner dieser Kreaturen in der Kreide. Doch hatte das überhaupt eine Bedeutung?
Der große Bruder verhindert derzeit alle meine Versuche, in meinem eigenen Heim eine Flucht oder eine Revolution anzuzetteln. Ich vermag mir nicht im Traum vorzustellen, was diese Kreaturen mit mir vorhaben. Doch es ist sicher nichts Gutes. Die gespielte Fröhlichkeit verbirgt Geheimnisse schlimmer noch als der Tod selbst. Ich musste etwas unternehmen. Doch dafür musste ich zunächst einen Ort finden, an dem ich ungestört sein könnte. Doch überall laufen die Ausgeburten der Hölle ihre Patrouillen, Tag und Nacht.
Nach wenigen Tagen wurde der Umgangston schon härter. Zwischen den Zeilen konnte ich die Abneigung gegen mich erkennen. Eine der Kreaturen sagte mir sogar gerade heraus, dass sie mich nicht mochte.
Nun lag ich hier und dachte über meine missliche Lage nach. Die Wolken verdunkelten sich für den alten Ronimo. Doch wenigstens konnte ich diesem dämlichen Jungen, der unvorsichtig durch den Wald schlenderte, sein Schwert wegnehmen. Für einen Angriff war ich also vorbereitet.
Um den Kreaturen das Leben so unangenehm wie möglich zu machen, habe ich in meiner Funktion als Bürgermeister die Stadtmelodie verschandelt und die Stadtflagge entweiht. Ich werde mich nicht kampflos den perversen und kranken Spielchen dieser Verrückten hingeben. Satan sollte im alten Ronimo einen ernstzunehmenden Gegner finden...